Die Kaiserliche Tafel reist zurück nach Holland

Ein halbes Jahr lang verlieh sie dem ohnehin schon prachtvollen Grafensaal der Burg Hohenzollern zu noch mehr Glanz: die Kaiserliche Tafel, zwölf Meter lang, auf 36 Plätze ausgelegt und bestehend aus 80 Teilen Tischgerät. Von den 36 Tellern ist jeder ein Unikat, jeweils handbemalt mit einer Soldatenszene ganz nach der Mode seiner Zeit, dem 19. Jahrhundert, als Zar Nikolaus I. von Russland das edle St. Petersburger Porzellan dem preußischen König Friedrich Wilhelm III. zum Geschenk machte. Ergänzt wurde die Tafel durch Spiegelplatten, die die markanten Aufsätze aus feuervergoldeter Bronze im Stil der griechischen Antike tragen: die sogenannten Karyatiden, musizierende Frauendarstellungen auf Säulen, und Psychen, große Figurenschalen für ausladenten Blumenschmuck, wurden nach Entwürfen des berühmten Berliner Architekten und Künstlers Karl Friedrich Schinkel gefertigt.

Die Tafel gehört zur Sammlung des niederländischen Museums Haus Doorn, in der Nähe von Utrecht. Haus Doorn war die letzte Residenz Kaiser Wilhelms II., der nach dem Ende des Ersten Weltkrieges 1918 ins holländische Exil zog. Nachdem er das kleine Landschloss erworben hatte, ließ er sich 64 Güterwagons an persönlichen Besitztümern – vor allem Mobiliar, Einrichtungs- und Kunstgegenstände – nachliefern.

Nach dem Zweiten Weltkrieg 1945 – Wilhelm II. war bereits vier Jahre zuvor gestorben – wurden die Besitztümer der in den Niederlanden lebenden Deutschen vom niederländischen Staat konfisziert und veräußert, um Kriegsschäden zu begleichen. So auch Haus Doorn und dessen Kunstgegenstände. Allerdings kamen diese nicht zum Verkauf. Stattdessen wandelte die niederländische Regierung das Landschloss 1953 in ein staatliches Museum um, was es bis heute noch ist.

 

 

Heute kümmert sich das Team um Kuratorin Wendy Landewé (rechts), zu dem auch die Sammlungspflegerinnen Wendelmoet Koek-Faber (Mitte) und Leidie van Mamersveld (links) zählen, um das Museum und dessen Kunstobjekte. Und da Haus Doorn und die Generalverwaltung des vormals regierenden preußischen Königshauses gute Beziehungen zueinander pflegen, besteht auch ein freundschaftlicher Austausch zwischen dem holländischen Museum und der Burg Hohenzollern. „Es freut uns, wenn wir Exponate wie eben diese Tafel der Burg Hohenzollern für eine temporäre Sonderausstellung zur Verfügung stellen können, denn hier gibt es mehr Platz und mehr Besucher“, erklärt Wendy Landewé. Eine Tafel in dieser Größe könne Haus Doorn mit seinen eher klein gehaltenen Gemächern gar nicht präsentieren. Außerdem freue sie sich über den informativen Austausch zwischen Doorn und Hohenzollern. „Wir lernen viel voneinander, auch über unsere eigene Sammlung“, so die Kuratorin.

Nachdem die drei Damen im Grafensaal das edle Tafelgerät fachgerecht und transportsicher verpackt hatten, reiste die Kaiserliche Tafel nun zurück nach Holland, wo es aus Platzgründen in einem Depot eingelagert wird. Nur wenige Teile davon werden in der Dauerausstellung des Hauses Doorn zu sehen sein. Allerdings gibt es auch schon neue Pläne. Wendy Landewé hat bereits eine weitere kaiserliche Tafel im Auge, die Haus Doorn der Burg Hohenzollern zum kommenden Winterzauber (21.11.2025 - 06.01.2026) als Leihgabe zur Verfügung stellen wird. „Es handelt sich um eine Aufsatztafel nach dem französischen Bildhauer Pierre-Philippe Thomire aus dem 19. Jahrhundert, sehr prachtvoll und spielerisch“, schwärmt die Kuratorin. Mehr möchte sich aber nicht verraten, denn es soll ja auch noch etwas Spannung und Überraschung erhalten bleiben.

 

Weitere Informationen zum Museum Haus Doorn finden Sie hier:

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