Herkunft und Anfänge der Hohenzollern
Geschichte der Familie
Die erste personenbezogene Erwähnung findet das Haus Hohenzollern bereits im 11. Jahrhundert. Mönch Berthold von der Abtei Reichenau schreibt in seiner Weltchronik zum Jahr 1061, dass "Wezil et Burchardus de Zolorin occiduntur" – dass also Wezil und Burchardus von Zollern im Kampf gefallen sind.
Der Name Zoller leitet sich dabei wahrscheinlich von dem lateinischen "mons solarius" ab, also "Berg der Sonne". Möglicherweise nutzten schon die bis ins 3. Jahrhundert hier ansässigen Römer den Berg als Kultstätte. Aus "solarius" wurde "zolorin", daraus "zolre" und letztendlich "Zollern". Ab dem 14. Jahrhundert versahen die Grafen ihren Namen mit dem Präfix "Hohen" zu „Hohenzollern“, um ihren sowohl geografisch als auch gesellschaftlich gehobenen Stand zu verdeutlichen.
Wie bei vielen Herrschergeschlechtern liegen aber auch bei den Zollern genaue Herkunft und Anfänge im Dunkel der Geschichte verborgen. In der Tat musste es sich damals aber bereits um eine bedeutende und wohlhabende Adelsfamilie gehandelt haben, die sich im 11. Jahrhundert den Bau einer Höhenburg leisten konnte.
1192 gelangte Graf Friedrich III. von Zollern durch Heirat zusätzlich in den Besitz der Burggrafschaft Nürnberg. 1214 nahmen dessen Söhne Friedrich IV. und Konrad eine Erbteilung vor, aus der die beiden bis heute bestehenden Hauptlinien der Hohenzollern hervorgingen: der schwäbische sowie der fränkische, nachmals brandenburgisch-preußische, Zweig des Hauses.
Die fränkisch-brandenburgisch-preußische Linie der Hohenzollern
1415 wurde der Nürnberger Burggraf Friedrich VI. von Hohenzollern durch Sigismund, König des Heiligen Römischen Reiches, für treue Dienste zum Markgrafen sowie zwei Jahre später gar zum Kurfürsten von Brandenburg ernannt.
1618 heiratete Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg Anna von Preußen, wodurch die beiden Länder Brandenburg und Ostpreußen zusammengeführt wurden. Preußen war zuvor ein polnisches Herzogtum. Friedrich Wilhelm von Brandenburg (1620-1688), genannt der „Große Kurfürst“, konnte die polnische Lehenshoheit über seine Länder soweit abschütteln, dass Preußen ein souveräner Staat wurde. Damit war die Voraussetzung geschaffen, dass sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg 1701 in Königsberg selbst zum ersten König in Preußen krönen konnte. Somit war die fränkisch-brandenburgische Linie der Hohenzollern königlich-preußisch geworden.
Dem zweiten preußischen Monarchen, Friedrich Wilhelm I., genannt „Soldatenkönig“, war es ein Hauptanliegen, sein Reich mit einem starken Heer auszustatten. Unter diesen Voraussetzungen brachte dessen Sohn, König Friedrich II. von Preußen, genannt „Friedrich der Große“, das preußische Königreich zu seiner größten Ausdehnung. Preußen wurde neben Frankreich, Österreich, Großbritannien und Russland zur fünften europäischen Großmacht.
Drei Generationen später wurde König Wilhelm I. von Preußen nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 zum Deutschen Kaiser proklamiert. Damit waren die Hohenzollern an der Spitze der Karriereleiter angelangt. Wilhelm I. starb 1888 im hohen Alter von knapp 91 Jahren. Sein Sohn, Kaiser Friedrich III., sollte als der 99-Tage-Kaiser in die Geschichte eingehen, da er schwerkrank im selben Jahr verstarb. Somit wurde dessen Sohn, Wilhelm II., der dritte deutsche Kaiser des Jahres 1888 – das sogenannte Dreikaiserjahr.
Mit dem Ende des Ersten Weltkrieges wurde 1918 die Monarchie in Deutschland abgeschafft. Kaiser Wilhelm II. zog sich ins Exil zurück, nach Holland, in die Nähe von Utrecht. Dort erwarb er das kleine Landschloss Huis Doorn, in dem er bis zu seinem Tod 1941 lebte und ebenda auch beigesetzt wurde.
Kronprinz Wilhelm, der Sohn des letzten Kaisers, verbrachte die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg in Hechingen und teilweise auf der Burg Hohenzollern. Nach seinem Tod 1951 ließ ihn dessen Sohn, Louis Ferdinand Prinz von Preußen, auf dem kleinen Burg-Friedhof beisetzen. Als neuer Hausherr setzte Prinz Louis Ferdinand seinen Plan um, die Burg Hohenzollern zum Hohenzollernmuseum auszubauen. Zudem gründete er 1952 zusammen mit seiner Frau, Prinzessin Kira von Preußen, die nach ihr benannte Kira-Stiftung mit der Zielsetzung, Kindern und Jugendlichen aus sozial benachteiligten Verhältnissen eine unbeschwerte Zeit in Form von kostenlosen Ferien auf der Burg Hohenzollern zu ermöglichen.
Heute wird die Kira-Stiftung von Sophie Prinzessin von Preußen geleitet, der Frau des amtierenden Hausherrn Georg Friedrich Prinz von Preußen. Dessen Aufgabe ist es unter anderem, das immaterielle und materielle Erbe seiner Familiendynastie zu pflegen und zu verwalten. Auch, wenn das Ehepaar mit seinen vier Kindern in Potsdam beheimatet ist, verbringt die Familie dennoch viel Zeit auf der Burg Hohenzollern. Und nach wie vor wird traditionsgemäß auf dem Fahnenturm die preußische Flagge gehisst, wenn der Hausherr zugegen ist.
Die schwäbische Linie der Hohenzollern
Mit der Erbteilung 1214 übernahm Graf Friedrich IV. von Zollern den schwäbischen Familienbesitz und somit auch die Zollernburg. Dessen Erbfolger wurden ebenfalls Friedrich genannt und erhielten, zur besseren Unterscheidbarkeit entsprechende Beinamen, wie etwa Friedrich „der Erlauchte“, Friedrich „der Ritter“ oder Friedrich „der Schwarzgraf“. Mit Friedrich XII. (vor 1401 – 1443), genannt „der Öttinger“, brach ein dunkles Kapitel der schwäbischen Familienlinie an. Durch sein „unruebiges“ Verhalten zog er den Zorn der württembergischen Reichsstädte auf sich, die 1423 die Burg nach einer zehnmonatigen Belagerung zerstörten und „den Öttinger“ – zumindest vorübergehend – inhaftierten. Graf Jost Niklas (1433 – 1488), ein Neffe des Öttingers, ließ ab 1454 die zweite Burg auf dem Zollerberg errichten. 1497 gelangten die Hohenzollern durch einen Tausch von Ländereien in den Besitz der nahegelegenen Herrschaft Haigerloch. Zudem wurden sie 1535 mit den Grafschaften Sigmaringen und Veringen belehnt. Ab 1576 gab es somit die schwäbischen Linien Hohenzollern-Hechingen, Hohenzollern-Sigmaringen und Hohenzollern-Haigerloch. Letztere erlosch allerdings bereits 1634 wieder und ihr Besitz fiel an Sigmaringen. Zwischenzeitlich 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben, residierten die beiden Fürstenhäuser auf Schloss Sigmaringen und im Stadtschloss von Hechingen.
In den Wirren der napoleonischen Kriege (1792 – 1815) wurde Schwaben plötzlich zum Kriegsschauplatz und für die beiden Fürstentümer ging es um die bloße Existenz. Durch die Aufnahme in den Rheinbund entkamen sie der drohenden Mediatisierung, die viele kleinere und mittlere Grafen- und Fürstentümer im süddeutschen Raum verschwinden ließ. Um aber auch nicht von Württemberg oder Baden einverleibt zu werden, wechselte Hohenzollern auf die Seite Napoleons (1769 – 1821).
Entscheidend für das Überleben war zudem, wie so oft, ein persönlicher Zugang: Fürstin Amalie-Zephyrine von Hohenzollern-Sigmaringen (1760 – 1841) war eine enge Vertraute von Napoleons erster Gemahlin Josephine de Beauharnais (1763 – 1814). Durch ihre Fürsprache beim französischen Kaiser bewahrte sie die beiden Fürstentümer vor dem Untergang. Das bedeutete aber auch, dass die schwäbischen Hohenzollern sich auf einmal auf dem Feldzug gegen das ebenfalls hohenzollerische Preußen befanden, was natürlich die Missgunst des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. (1770 – 1840) hervorrief.
Kurz vor dem endgültigen Sinken des napoleonischen Sterns wandten sich die schwäbischen und preußischen Hohenzollern wieder einander zu. Die beiden Fürstentümer wurden in den Deutschen Bund aufgenommen und Preußen fungierte als Schutzmacht. In Sigmaringen verfügte Fürst Karl 1833 die feierliche Eröffnung eines Landtages. In Hechingen regierte zwischenzeitlich der letzte Fürst dieser Linie, Friedrich Wilhelm Konstantin (1801 – 1869), vor allem als Musikenthusiast und Mäzen sein politisch bedeutungsloses Land. Seine Heirat mit Eugénie de Beauharnais (1808 – 1847), einer Stiefenkelin Napoleons, bescherte Hechingen jedoch eine aufgrund ihrer sozialen Fürsorge bis heute hochverehrte Landesmutter.
Die Revolution 1848/49 läutete das Ende der staatlichen Eigenständigkeit Hohenzollerns ein. Die beiden Fürsten dankten zugunsten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. (1795 – 1861) ab. Hohenzollern wurde preußisch und 1871 als Verwaltungseinheit „Hohenzollerische Lande“ ein eigener Regierungsbezirk.
1858 wurde Fürst Karl Anton von Hohenzollern-Sigmaringen (1811 – 1885) zum preußischen Ministerpräsidenten ernannt und erhielt den Titel „Königliche Hoheit“. Sein Sohn Karl (1839 – 1914) wurde als Carol I. zum Begründer des rumänischen Königshauses. Ihm folgten sein Neffe Ferdinand (1865 – 1927) sowie später sein Sohn Carol II. (1893 – 1953) und dessen Sohn Michael (1921 – 2017) auf den rumänischen Thron. Ein letztes Mal stand die schwäbische Linie des Hauses Hohenzollern im Zentrum der Deutschen Geschichte, als 1944 für 225 Tage die französische „Vichy-Regierung“ auf Befehl der Nationalsozialisten in Schloss Sigmaringen untergebracht werden musste. Als 1950 die Volksbefragung mit über 90% für die Gründung des Südweststaates „Baden-Württemberg“ plädierte, verschwand der Name Hohenzollern endgültig als Territorialbezeichnung.
Heute führt Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern (geb. 1952) die Geschicke seiner Familie sowie von Schloss Sigmaringen und kümmert sich zusammen mit Georg Friedrich Prinz von Preußen (geb. 1976) um den Erhalt der Burg Hohenzollern. Er ist Inhaber der Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, die vor allem in den Branchen Forst, Metall und Elektrotechnik, tätig ist. In seiner Freizeit tritt Fürst Karl Friedrich als Saxophonist und Sänger der Band Royal Groovin‘ auf.